Ausbildungsmarkt bleibt schwierig: Über 250.000 freie Lehrstellen warten auf Bewerber (2024)

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Karriere

Angehende Auszubildende haben derzeit die Qual der Wahl: Doch trotz zahlreicher Angebote finden viele nicht das Passende. Für die Unternehmen in Deutschland wird das zunehmend zum Problem.

01.08.2023

Ausbildungsmarkt bleibt schwierig: Über 250.000 freie Lehrstellen warten auf Bewerber (1)

In vielen Betrieben in Deutschland fehlt der Nachwuchs. Im Juni gab es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) rund 256.000 offene Ausbildungsstellen. Dem standen rund 147.000 Bewerberinnen und Bewerber gegenüber, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden hatten.

Hinzu kommen weitere 31.000, die auf Alternativen wie einen weiteren Schulbesuch ausgewichen sind, aber dennoch einen Ausbildungsplatz suchen. "Die Ausbildungssituation spitzt sich zuungunsten der Betriebe immer stärker zu", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Martin Wansleben. "Noch vor wenigen Jahren mussten junge Menschen sich bei den Unternehmen anstellen, um einen Ausbildungsplatz zu finden". Inzwischen seien es die Betriebe, die die jungen Menschen umwerben müssten.

Einige Sektoren sind stärker betroffen

Besonders groß ist die Lücke nach Angaben der Bundesagentur im Juni in Branchen wie der Lagerwirtschaft, in Metallberufen, im Bau, im Lebensmittelbereich und in der Fahrzeugführung.

Auch das Handwerk meldete Ende Juni knapp 36.000 offene Lehrstellen - 6,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings stieg die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 3,8 Prozent auf knapp 64.000. "Diese Zahlen zeigen: Die Handwerksbetriebe wollen ausbilden, sie bieten noch einmal mehr Ausbildungsplätze in ihren Betrieben an, ihr Ausbildungsengagement ist ungebrochen hoch, es fehlt aber an Bewerberinnen und Bewerbern", sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich.

"Die Ausbildungssituation spitzt sich zuungunsten der Betriebe immer stärker zu."

Der Lehrstellenmarkt ist noch in Bewegung


„Gerade im Sommer werden noch sehr viele Ausbildungsverträge geschlossen, übrigens auch noch bis weit in den Herbst hinein, also nach offiziellem Ausbildungsstart“, erklärtKatharina Weinert vom Handelsverband Deutschland (HDE). Viele Ausbildungen starten in Deutschland zum 1. August oder 1. September. Ein späterer Beginn ist aber auch möglich.

Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben dürften - nicht nur, weil es rein rechnerisch zu wenige Bewerberinnen und Bewerber gibt, sondern auch, weil diese keine passende Stelle finden.

Woran liegt das? Zum einen kann es sein, dass sich die Interessen der Jugendlichen nicht mit den angebotenen Ausbildungsberufen decken oder dass sie dafür nicht ausreichend qualifiziert sind. Zum anderen werden Stellen teilweise in Regionen angeboten, in die die Interessenten nicht pendeln können. Und ein Umzug ist häufig schwierig.

Eine Ausbildungsgarantie soll die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage schließen

Laut BA-Chefin Andrea Nahles gibt es auch Regionen, in denen es mehr Bewerberinnen und Bewerber als offene Stellen gibt. Eine Ausbildungsgarantie soll ab dem kommenden Jahr Abhilfe schaffen: "So hilft der Mobilitätszuschuss zum Beispiel jungen Menschen, die bereit sind, für eine betriebliche Berufsausbildung in entferntere Regionen zu ziehen" , betont Nahles.

Auch den mittlerweile mehr als 2,6 Millionen jungen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren ohne Berufsabschluss könne die Ausbildungsgarantie eine Perspektive geben, sagt Kristof Becker vom Deutschen Gewerkschaftsbund: "Dafür wird es notwendig sein, dass der Rechtsanspruch auf einen Ausbildungsplatz ein engmaschiges Auffangnetz und kein Flickenteppich wird."

Handlungsbedarf sieht Becker außerdem bei den Betrieben: "Gute Ausbildungsbedingungen, unbefristete Übernahme und gute Bezahlung - das kann für eine Ausbildung begeistern", so Becker. Aber auch Politik und Gesellschaft müssten der Ausbildung mehr Aufmerksamkeit schenken und ihre Vorteile deutlicher kommunizieren.

Es muss nicht unbedingt die Uni sein

"Viele Jugendliche glauben noch immer, dass der Weg zum beruflichen Glück nur durch ein Studium zu erreichen ist - und scheitern dann leider oft als Studienabbrecher", sagt Wansleben. "Viele von ihnen wären mit einer dualen Ausbildung sicherlich besser beraten gewesen." Deshalb müssten junge Leute schon in der Schule einen Überblick über die unterschiedlichen Ausbildungen und deren Chancen bekommen. (dpa/bs)

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